Konzert / Concert

Ciao Bella (klick for YouTube)
Bella Ciao ist ein bekanntes italienisches Volkslied, was in den irren Jahren des Faschismus zu
einem Lied wurde, indem die Geschichte der Partisan*innen erzählt wird, die sich gegen die
Gräultaten der Faschisten stellten. Heute existiert dieses Lied in vielen Sprachen und ist das
verbindene Element zwischen Menschen, die ein Zeichen gegen Faschismus und Krieg setzen
wollen. „Diese Blume, so sagen alle, ist die Blume des Partisanen, der für unsere Freiheit
starb“. Gedenken wir ihrer und vergessen nicht was geschah. Bella Ciao wurde in unserem
Projekt zu einer Hymne des Aufeinanderzugehens und der gemeinsamen Überzeugung alles
gegen das Vergessen der Untaten alter und neuer Faschisten zu tun.

May - Violine - Sampler (klick for YouTube)
Ein gemeinsames Thema auf unserer musikalischen Reise war immer wieder die Verbindung
zwischen Folklore, gelebter Kultur und Moderne. Mit diesem Stück wollten wir nicht die
traditionellen Melodien und Instrumente in eine Konserve packen, sondern ein
Zusammenspiel zwischen modernen Kulturtechniken wie dem Sampling und live gespielter
Instrumente interpretieren. Sie stehen nicht gegeneinander, sie gehören zusammen und sind
sich bedingende Schritte fortwährender kultureller Entwicklung. Besonders die
Teilnehmenden aus Hannover erlebten eine Konfrontation mit abgeschnittenen Faden
unserer Kulturgeschichte. Oft ist es Folklore, nicht gelebte Kultur oder kulturelle Kontinuität,
wenn wir auf die Lieder und Melodien der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte schauen.
Interkulturelle Begegnung hieß in dem Fall auch bewundern zu dürfen, wie junge Menschen
eine Kultur in der Gänze ihrer Kontinuität weiter leben, trotz aller immer wiederkehrenden
Versuche, die gelebte Kultur durch das Verbot der eigenen Sprache, der Marginalisierung der
eigenen Kultur, das Bescheiden der Rechte zu unterbrechen. Durchhalten!

Brecht - Hejo (klick for YouTube)
„Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.“
So heißt es in „An die Nachgeborenen“ von Berthold Brecht und gemeint sind wir alle, auch wenn es
noch lange nicht soweit ist, dass der Mensch immer dem Menschen Helfer ist. Wie schwierig es ist,
einen Umgang mit der eigenen Kultur und ihrer Geschichte zu finden, zeigen ganz besonders
Begegnungen mit Menschen, die andere Brüche in der Geschichte ihrer Kultur erlebet haben als die
Menschen, die in dem Land wohnen, aus dem vor über 70 Jahren ein Schrecken durch Europa und
der ganzen Welt zog. Wieviel wir verloren haben an den alten Geschichten und Liedern wird uns erst
klar, wenn wir uns auf die Suche begeben. Aber es gibt sie noch, die Fetzen. Bruchstücke, die alle
kennen, aber keiner mehr einordnen kann. Der Kanon „Hejo spann´den Wagen an“ gespielt auf
Baghlam, Violine und Akkordeon, die Flächen die entstehen und eine ganz besondere Stimmung
herstellen wären für sich genommen schon ein Erlebnis. Doch diese Fläche aufzubrechen mit einem
Gedicht des deutschen Dichters Bertold Brecht in kurdischer und deutscher Sprache versetzt die
Hörenden in besondere Stimmung.

Qasimo - Oy Dort´n (klick for YouTube)
Eine spezielle Form des kurdischen Gesanges ist das so genannte Dengbêj. Oft á capella
vorgetragen, erzählt der Dengbêj Geschichten aus dem Alltag, die durch den Gesang am
Leben gehalten werden. Es sind Geschichten über Schicksale, über Naturphänomene, über
Dürren und Schicksale, aber auch über glückliche und unglückliche Liebe. Qasimo ist eines
dieser leidenschaftlicher Dengbêj-Lieder, welches von der Schönheit der Liebe erzählt und
welche Ängste und Sorgen mit ihr verbunden ist, wenn sie nicht erwidert oder erfüllt wird.
Oj dortn ist ein jiddisches Liebeslied, welches davon erzählt, daß ein Liebespaar entzweit
wird und nur noch die Erinnerungen an die schönen Zeiten bleibt.
Bei unserer gemeinsamen musikalischen Arbeit sind wir wie zufällig darauf gestoßen, diese
Lieder zusammen zu bringen und auf einen durgehenden Bordun aus zwei Akkordeonen im
Wechselvers zu singen. Zwei Lieder. Unterschiedliche Kulturen? Vielleicht. Aber die gleichen
Geschichten, die selbe Melancholie und dieselbe Intensität. Beeindruckend, welche Intimität
Musik schaffen kann, wenn sich zwei Menschen singend begegnen, die sonst fast kein Wort
wechseln können, weil sie keine gemeinsame Sprache haben; außer der Musik.

Arix (klick for YouTube)
Das Lied Arix ist ein Klagelied aus dem Jahr 1938. Ein verheerendes Beben im Jahre 1938 in
Ostanatolien kostete 40.000 Menschenleben. Rund um das Epizentrum und den
benachbarten Gebieten wurden ganze Dörfer und Städte binnen weniger Stunden von der
Landkarte getilgt. So auch das kleine Dörfchen Arix.
In unserer Version dieses Liedes spielen die Musiker*innen aus Hannover und aus Ahmet
abwechselnd solistische Teile. Der Mix aus europäischen und kurdischen Instrumenten
schaffte eine Stimmung, die gut beschreibt, auf welche musikalische Reise wir uns mit dem
Projekt begeben haben. Auf Augenhöhe und im Einklang wechseln sich E-Gitarre, Kaval,
Violine, Baghlama und Akkordeon ab. Als wäre es eine Sprache die sie sprechen.
Die deutsche Übersetzung des Textes:
Arix nennt man es, das Dorf der Sippe Saran
als das Beben kam
du Mutter, zweihundert bis dreihundert Gräber hat man ausgegraben

Ach du, weh du...

Der Mondschein leuchtete. Es ist Vollmond.
Du Mutter, zu deinem Leid, allein du hattest Söhne und Töchter.
Keiner von ihnen wurde zum Bräutigam und ist aufs Dach geklettert.

Ach du, weh du...

Malan Barkir (klick for YouTube)
Wie kann Kultur erhalten bleiben? Wie können wir ihrer erinnern, auch wenn wir nicht Teil
sind? Wir können uns ihrer annehmen und sie weitergeben. Nicht als Reminiszenz an
vergangene Begegnung, sondern als Weg zu einem gemeinsamen Neuen. Es geht nicht
darum, sich einer Kultur zu bemächtigen, sich anzueignen, es geht um den immer
währenden Austausch und die Weiterentwicklung der eigenen Interpretationen.
Im Laufe unserer gemeinsamen Zeit entstand eine deutsche Version eines bekannten
kurdischen Liedes: „Malam Barkir“. Wir haben es zusammen gespielt und es war ein tolles
Gefühl einzutauchen in die Spielfreude und der Authenzität, mit der dieses Lied gespielt
wird.
Malam Barkir (Text: Yilmaz Peskevin Kaba, Sebastian Dymala)

Haus und Hof verloren
hin zu anderen Orten
Liebste Mein, Liebste Mein,
Malam Barkir
Unser Fleisch sie fraßen,
Mäuse und auch Schlangen
Liebste Mein, Liebste Mein
Malam Barkir
Bin nicht frei geborben,
bin in Ihren Fängen
Liebster Mein, Liebster Mein
Malam Barrkir
Bin verwaist, verwundert,
müsst alleine Sterben
Lieber Freund, Lieber Freund
Malam Barkir
Haus und Hof verloren
immer weiter ziehen
liebste Mein, liebste Mein,
Malam Barkir
Ist mein Herz gebrochen,
brennt von Feuer mir.
Liebste Mein, liebste Mein,
Malam Barkir
Fühl´Dein Schmerz mein Liebster,
wie mein eigen Schmerz.
Liebster Mein, Liebster Mein,
Malam Barkir
Käm ich niemals heimwärts,
wäre ich nicht Schuld.
Lieber Freund, lieber Freund,
Malam Barkir

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